Nach dem Winterblues die Frühlingsmüdigkeit? Damit es nicht so weit kommt, kann man einiges tun. Gerade in der Übergangszeit zwischen Winter und Frühling, fühlen sich viele Menschen müde, schlapp und antriebslos. Und das, obwohl sie eigentlich genug geschlafen haben. Häufig gesellen sich dann auch noch Kopfschmerzen und Kreislaufprobleme hinzu. Mediziner schätzen, dass fast jeder zweite von der Frühjahrsmüdigkeit betroffen ist.
Das ist das Ergebnis einer Studie der Georgetown University in Washington D.C.: Die Bildung des Wohlfühlhormons Serotonin ist im Winter auf Grund des fehlenden Sonnenlichtes reduziert. Zugleich zirkuliert das Schlafhormon Melatonin in höheren Konzentrationen im Blut. Längeres Tageslicht im Frühling kurbelt die Serotoninproduktion wieder an. Gleichzeitig ist die Melatonin Konzentration aber auch tagsüber noch hoch. Dieses Hormonungleichgewicht bringt den Körper durcheinander und kann ein Grund für die bleierne Müdigkeit sein.
Sie ist eher ein subjektives Befinden: Frauen leiden häufiger als Männer. Vor allem Menschen mit niedrigem Blutdruck sind betroffen. Die wechselnden Aussentemperaturen fordern dem Kreislauf schon einiges ab. Dies kann zu Blutdruckschwankungen führen, die wiederum müde machen.
Eine weitere Ursache ist der Vitamin-D-Mangel. In den trüben, dunklen Wintertagen kann unser Körper nicht immer ausreichend Vitamin D bilden. Und wenn uns Vitamin D fehlt, fühlen wir uns schlapp. Also: Bewegen Sie sich und tanken Sie Sonne!
Nach dem dunklen Winter wirken Aufenthalte im Freien Wunder: Das Sonnenlicht kurbelt die Produktion des Wohlfühlhormons Serotonin an und auch die von Vitamin D. Das ist für viele Stoffwechselvorgänge wichtig und gilt als Muntermacher. Gehen Sie nach draussen, machen Sie Spaziergänge z. B in der Mittagspause, Sport in der Freizeit, Treppe statt Lift, zu Fuss zur Arbeit statt mit dem Bus oder was auch immer – Hauptsache, Bewegung. Und das am besten an der frischen Luft, denn frische Luft und Tageslicht helfen bei der hormonellen Umstellung von Winter auf Sommer. Bei Sonnenlicht kann unser Körper dann auch wieder Vitamin D selbst bilden – und zwar rund 80 % seines Bedarfs. Den Rest müssen dann Vitamin-D-reiche Lebensmittel liefern wie z. B. Eier, Lachs oder Avocado. Es ist insgesamt schon sehr wichtig, dass wir abwechslungsreich essen, denn so haben wir eine gute Chance der Frühjahrsmüdigkeit zu entgehen. Schlafen Sie genug. Kommen Sie vor dem Schlafengehen zur Ruhe. Legen Sie Smartphone oder Tablet beiseite, stellen Sie den TV ab. Das blaue Bildschirmlicht hält wach und wirkt schlafhemmend. Lieber früher ins Bett und morgens rechtzeitig raus. Sieben bis acht Stunden Schlaf sollten es schon sein.
Während der Hormonumstellung im Frühling benötigt der Körper mehr Vitamine und Proteine als sonst. Meist fehlen dem Körper nach dem Winter die Vitamin B, C und E sowie Eisen, Magnesium, Selen, Zink, Kalzium und Kalium. Wer jetzt Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente nachtankt, kann der Frühjahrsmüdigkeit trotzen. Unterstützen können Sie Ihren Organismus mit einer ausgewogenen Ernährung – also viel Obst, Gemüse, Eiweiss. Langen Sie auch bei Hülsenfrüchten, Sprossen und Vollkornprodukten. Zusätzlich sollte darauf geachtet werden, dass nicht zu viel Süsses gegessen wird. Süssigkeiten verursachen einen raschen Anstieg des Blutzuckers, der aber dann durch einen hohen Insulinausstoss wieder steil nach unten geht. Dadurch wird die Müdigkeit nur noch weiter gesteigert. Durch die vermehrte Aufnahme von Ballaststoffen über Vollkornbrot, Müsli, und Gemüse werden starke Schwankungen des Blutzuckerspiegels vermieden.
Müdigkeit resultiert häufig auch aus einer zu geringen Flüssigkeitsaufnahme. Deshalb über den Tag verteilt mög- lichst viel trinken – am besten Wasser, Tee oder andere ungesüsste Getränke. Wer ausreichend trinkt, sorgt dafür, dass das Blut dünnflüssig bleibt und wichtige Nährstoffe dorthin transportiert, wo sie benötigt werden. Die mentale Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit wird so gefördert, Müdigkeit und Schlappheit entgegengewirkt. Außerdem ist Trinken das beste Anti-Aging-Mittel im Kampf gegen Fältchen. Gerade im Frühjahr ist unsere Haut von der Kälte der Wintermonate und von Heizungsluft gekennzeichnet. Zusätzlich hilft trinken, überflüssige Pfunde loszuwerden. Heißhunger wird gebremst, Fettabbauprodukte optimal ausgeschieden.
Wenn aus Tagen der Antriebslosigkeit Wochen werden, können diese Symptome auch Anzeichen einer beginnenden Depression sein. Wesentliche Unterschiede zwischen Frühjahrsdepression und sogenannter Frühjahrsmüdigkeit sind Intensität und Dauer. Ein gutes Richtmass für die Frühjahrsmüdigkeit sind dabei ist ein Zeitfenster von rund zwei Wochen. Danach sollte sich eine deutliche Besserung einstellen. Wenn nicht, sollten Sie Ihren Hausarzt konsultieren.
Frau Dr. Med. Amineh Solberg, regio-swiss.ch | Ausgabe Zentralschweiz